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Am 18. April 2005 begann die Wahl des Nachfolger von Papst Johannes Paul II - Kardinal Ratzinger ist der neue Papst Benedikt XVI

Bei der Papst-Wahl soll dem favorisierten Kardinal Ratzinger offenbar zunächst pro forma ein ähnlich angesehener, aber kranker Kardinal der liberalen Fraktion gegenübergestellt werden.

Vermutlich wollen zahlreiche Kardinäle für Kardinal Carlo Maria Martini stimmen, allerdings nur, um die Stimmenblöcke auszuloten, wie italienische Medien am Montag berichteten. Offiziell ist Martini als Papst-Nachfolger längst aus dem Rennen, weil er an Parkinson leidet.

Wie es hieß, haben sich die Purpurträger im Vorfeld des Konklaves in zwei Lager aufgespalten: auf der einen Seite die Anhänger des erzkonservativen Ratzinger, auf der anderen der liberalere Flügel. Bis zum Sonntagabend hätten die Kardinäle hinter den Kulissen beraten und verhandelt. „La Repubblica“ berichtete von fieberhaften Kontakten, Treffen und Telefongesprächen zwischen Kardinälen, Gruppen und Vermittlern.

Nach Ansicht von Vatikankennern könnte der als streng konservativ geltende Ratzinger im ersten Wahlgang die meisten Stimmen auf sich vereinigen. Er dürfte die erforderliche Mehrheit allerdings verfehlen.

Ratzinger am ersten Tag zu präsent?

Am Nachmittag begaben sich die 115 Kardinäle in einer feierlichen Prozession in die Sixtinische Kapelle im Vatikan, um einen neuen Papst zu wählen. Ob es noch am Abend zum ersten Wahlgang kommt, ist fraglich – auch wegen der herausragenden Rolle, die Joseph Ratzinger bei der Messe am Vormittag gespielt hatte. Ein Vatikaninsider sagte zu FOCUS Online: „Man will möglicherweise heute nicht wählen, nach dem Eindruck der wichtigen Aufgaben, die der Kardinalsdekan Ratzinger an diesem Tag wahrgenommen hat.“

Schweißperlen bei der Messe

Während der Messe erflehte Ratzinger die Hilfe Gottes bei der Wahl des neuen Papstes. „Nach dem großen Geschenk von Papst Johannes Paul II. gebe er uns erneut einen Hirten, der uns führt", sagte er im Petersdom. Der Deutsche zelebrierte die Messe „pro eligendo papa“ (zur Papstwahl) sichtlich angespannt. Mit einem großen weißen Taschentuch wischte sich der 78-Jährige die Schweißperlen vom Gesicht. Nach seiner Predigt brandete Applaus auf. Die Messe war auch für Römer und Touristen zugänglich.

Kritik an „radikalem Individualismus“

Auf die anstehende Papstwahl ging Ratzinger nicht weiter ein. Nachdrücklich kritisierte er, dass ein klarer religiöser Glaube heute oftmals als „Fundamentalismus“ abgetan werde. Das Denken der Menschen in den vergangenen Jahrzehnten sei von verschiedensten Richtungen bestimmt gewesen, von Marxismus über Liberalismus bis hin zum Libertinismus (Freigeisterei). Ratzinger nannte dabei auch einen „radikalen Individualismus“.

7000 Journalisten live dabei

Nach Ansicht von Beobachtern beginnt die Jahrhunderte alte Zeremonie ohne klaren Favoriten. Dennoch wird damit gerechnet, dass schon in wenigen Tagen weißer Rauch aus dem Schornstein der Kapelle aufsteigt und damit eine erfolgreiche Wahl signalisiert. Rund 7000 Journalisten aus aller Welt verfolgen das Konklave direkt in Rom.

Unter den Kardinälen ist Wahlkampf verpönt, doch manche von ihnen gelten allgemein als „papabile“ – zum Papst wählbar. Der Ausgang eines Konklave ist meist eine Überraschung. Trotzdem werden einige Namen von Kardinälen häufiger genannt als andere.

Sechs deutsche Kardinäle dürfen am Konklave teilnehmen und den neuen Papst mitwählen. Insgesamt sind 117 Kardinäle aus aller Welt wahlberechtigt. Die deutschen Purpurträger in alphabetischer Reihenfolge:

Walter Kasper (72), Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Als brillanter Theologe allseits geschätzt. Bevor er im Vatikan verschiedene Aufgaben übernahm, lehrte Kasper in Münster und Tübingen. Als Bischof von Rottenburg-Stuttgart setzte sich Kasper mit den Kollegen Karl Lehmann (Mainz) und Oskar Saier (Freiburg) 1993 behutsam dafür ein, wiederverheiratete Geschiedene nicht mehr grundsätzlich von der Eucharistie auszuschließen. Dem theologischen und kirchenpolitischen Schwergewicht geben manche Beobachter Chancen sogar fürs Papstamt.

Karl Lehmann (68), der Mainzer Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz ist ein Mann des Dialogs und kluger Kompromisse. Seit Jahren gelingt es dem renommierten Theologen, unterschiedliche Positionen in der deutschen Kirche auszugleichen. Sein Bemühen, die katholischen Schwangeren-Konfliktberatungsstellen im staatlichen System zu halten, scheiterten am Ende am Machtwort des Papstes. Lehmanns Rat wird auch im politischen Bereich geschätzt. Als Repräsentant des deutschen Katholizismus gewinnt er Sympathien mit Natürlichkeit und Humor – etwa bei TV-Auftritten bei „Wetten, dass...?“ oder bei der Entgegennahme des Ordens wider den tierischen Ernst.

Joachim Meisner (71), Erzbischof von Köln. Der bei Breslau geborene und lange in der DDR wirkende Geistliche wurde von Papst Johannes Paul trotz heftiger Widerstände zum Oberhirten in der Domstadt ernannt. Meisner, der Johannes Paul lange kannte und als väterlichen Freund empfand, spielt oft eine polarisierende Sonderrolle im deutschen Episkopat. Mit drastischen, von Betroffenen als beleidigend empfundenen Worten hat er beispielsweise Homosexualität verurteilt und Abtreibungen als Mord bezeichnet. Den Verbandskatholizismus und vor allem die Katholikentage hat er sehr negativ kommentiert.

Joseph Ratzinger (77), spielt als Kardinaldekan bei der Wahl des neuen Papstes eine wichtige Rolle. Gemäß den Vorschriften musste der langjährige Präfekt der Glaubenskongregation wie alle anderen hohen Amtsträger im Vatikan mit dem Papsttod von seinem Amt zurücktreten. Ratzinger genießt als hochintellektueller Kopf viel Ansehen. Als oberster Glaubenshüter hat er sich aber auch den Ruf eines besonders dogmentreuen Konservativen erworben. Ratzinger gilt selbst als „papabile“.

Georg Sterzinsky (68), Erzbischof von Berlin. Der gebürtige Ostpreuße war zu DDR-Zeiten einer der führenden Geistlichen. Im Juni 1989 wurde er Bischof von Berlin. 1996 besuchte Papst Johannes Paul II. das Erzbistum. Gesellschaftspolitisch profilierte sich Sterzinsky im Kampf gegen das Unterrichtsfach LER (Lebensgestaltung, Ethik, Religionskunde) als Ersatz für Religionsunterricht. Der Oberhirte setzte auch Akzente im Bereich der Migrations- und Asylpolitik. Die hohe Verschuldung des Erzbistum Berlin wurde Sterzinsky mit angelastet, weil er nicht rechtzeitig gegensteuerte. Der sehr harte Sparkurs hat im Erzbistum zu Personalabbau und herben Einschnitten geführt.

Friedrich Wetter (77), Erzbischof von München-Freising. Der frühere Dogmatikprofessor hat in Rom studiert. In Deutschland gehört er zu jenen Kirchenführern, die auch zu gesellschaftspolitischen Fragen deutlich Stellung beziehen. Das so genannte Kruzifix-Urteil kritisierte er und verteidigte Kirchenasyl als Möglichkeit in Einzelfällen. 1982 wurde er Nachfolger Ratzingers als Erzbischof von München-Freising.

In 2000 Jahren Kirchengeschichte sind manche Papstwahlen unter politischer Einflussnahme, mit Bestechung oder Intrigen abgelaufen. Papst Johannes Paul II. hat daher 1996 die Regeln für die Wahl seines Nachfolgers auf der Grundlage alter Bestimmungen nachjustiert.

In der Apostolischen Konstitution „Universi Dominici Gregis“ sind die Vorschriften penibel geregelt. Der Kerngedanke: Die wahlberechtigten Kardinäle unter 80 Jahren sollen unter strengster Geheimhaltung, abgeschottet von der Außenwelt in der Sixtinischen Kapelle unabhängig und ohne vorherige Wahlabsprachen den neuen Pontifex wählen. Gebete und Beichtmöglichkeiten während des Konklaves prägen den religiösen Charakter, man hofft auf das Wirken des Heiligen Geistes.

Im Schnitt drei Tage

Während des Konklaves wohnen die Kardinäle nahe dem Petersdom im Gästehaus „Domus Sanctae Marthae", das Johannes Paul II. bauen ließ. Die Sixtinische Kapelle muss vorher auf elektronische Wanzen kontrolliert worden sein, damit „nicht auf heimtückische Weise“ audiovisuelle Hilfsmittel zur Übertragung nach außen installiert wurden.

Im 20. Jahrhundert gab es insgesamt acht Konklaven. Sie dauerten zwischen zwei und fünf Tagen, im Schnitt etwas mehr als drei Tage.

Einzug um 16.30 Uhr

Am Montagvormittag um 10 Uhr feiern die wahlberechtigten Kardinäle zunächst eine Votivmesse „Pro Eligendo Papa“ im Petersdom. Um 16.30 Uhr versammeln sich die Papstwähler und ziehen vom Apostolischen Palast in feierlicher Prozession in Chorkleidung in die Sixtinische Kapelle, dem Wahlort. Dabei singen sie „Veni Creator“ (Komm Schöpfer), um den Beistand des Heiligen Geistes zu erflehen.

Eid auf das Evangelium

Der Kardinaldekan, der Deutsche Joseph Ratzinger, liest eine längere Eidesformel vor. Sie verpflichtet zur Einhaltung der Wahlvorschriften und zur Geheimhaltung. Jeder Kardinal leistet den Eid und legt dabei die Hand auf das Evangelium. Danach müssen alle, die nicht zum Konklave gehören, die Sixtinische Kapelle verlassen. Wer den Eid bricht, dem droht die Exkommunikation.

Wahlbeginn mit „vertrauenswürdigem Techniker“

Ratzinger fragt dann das Kollegium nach etwaigen Unklarheiten und lässt, sofern die Mehrheit der Wähler keine Einwände hat, das Wahlverfahren beginnen. Der Kardinal-Camerlengo und drei assistierende Kardinäle werden „unter Zuhilfenahme zweier vertrauenswürdiger Techniker“ darauf achten, dass die Geheimhaltung gesichert ist. Sie vergewissern sich, dass keine Aufnahme- oder audiovisuelles Sendegerät in die Sixtinische Kapelle eingeführt wird. Während des Konklaves dürfen die Kardinäle keinen Kontakt zur Außenwelt haben: Briefkorrespondenz, Telefonieren, Fernsehen, Radio und Zeitungslektüre sind verboten.

Je zwei Wahlgänge vormittags und nachmittags

Am Eröffnungstag des Konklaves ist nur ein einziger Wahlgang vorgesehen. An den folgenden Wahltagen gibt es jeweils vier Wahlgänge: zwei am Vormittag und zwei am Nachmittag.

Nach drei Wahltagen ist eine maximal eintägige Pause vorgesehen, „für das Gebet, für ein zwangloses Gespräch unter den Wählern und für eine kurze Ansprache durch den ranghöchsten Kardinal aus der Ordnung der Diakone“. Nach sieben weiteren Wahlgängen folgt erneut eine Pause. Danach werden weitere sieben Wahlgänge gemacht.

30 Wahlgänge für Zweidrittel-Mehrheit

Notwendig sind zwei Drittel der Stimmen aller anwesenden Wähler. Falls deren Zahl nicht durch drei teilbar ist, bedarf es einer Stimme mehr. Wenn also voraussichtlich 115 Kardinäle sich versammeln, wären 77 Stimmen nötig.

Es gibt keine Kandidaten, jeder schreibt auf seinen Wahlzettel einen Namen und schwört bei der Stimmabgabe, jenen gewählt zu haben, „von dem ich glaube, dass er nach Gottes Willen gewählt werden sollte“. Von Wahlgang zu Wahlgang schälen sich so Favoriten heraus. Nach jedem ergebnislosen Wahlgang werden die Stimmzettel verbrannt – durch eine Beimischung von Pech steigt schwarzer Rauch auf.

Nach zirka zwei Wochen absolute Mehrheit möglich

Nach einer Abfolge von vier ergebnislosen Wahlrunden mit insgesamt etwa 30 Wahlgängen können die Kardinäle mit absoluter Mehrheit bestimmen, wie sie weiter verfahren wollen: ob dann die absolute Mehrheit reicht oder es eine Stichwahl zwischen den beiden führenden Kardinälen geben soll.

Die vier Wahlrunden würden etwa zwei Wochen dauern. Frühestens nach dem 30. Wahlgang, spätestens nach dem 34. Wahlgang ist der Wechsel zur absoluten Mehrheit möglich. Es gibt unterschiedliche Interpretationen, wie der Wortlaut von „Universi Domini Gregis“ zu verstehen ist. Das Dokument selbst nennt keinen genauen Wahlgang.

Neuer Papst wählt seinen Namen

Ist die Wahl vollzogen, werden die Stimmzettel des erfolgreichen Wahlgangs ohne Beimischung verbrannt. Weißer Rauch steigt über der Sixtinischen Kapelle auf als Zeichen der Wahl. Ratzinger als Kardinaldekan fragt den Gewählten, ob er die Wahl annimmt und – falls ja – welchen Papstnamen er wählt.

„Habemus papam“ und „Urbi et Orbi“

Schließlich treten die Kardinäle hinzu, um dem neuen Papst die Huldigung zu erweisen und das Gehorsamsversprechen zu leisten. Es folgt ein Dankgebet. Dann verkündet der erste der Kardinaldiakone dem wartenden Volk mit den Worten „Habemus papam“ den Namen des neuen Papstes, der sofort danach den Segen Urbi et Orbi (Der Stadt und dem Weltkreis) von der Loggia des Petersdoms erteilt.

Camerlengo führt Protokoll

Der Kardinal-Camerlengo muss über alle Wahlgänge samt Abstimmungsergebnis einen Bericht machen. Dieser wird dem künftigen Papst übergeben und dann im dafür vorgesehenen Archiv in einem versiegelten Umschlag aufbewahrt, der ohne Erlaubnis des Pontifex von niemandem geöffnet werden darf.

Ärzte und Putzpersonal

Als Hilfspersonal stehen während der Wahl zur Verfügung: der Sekretär des Kardinalskollegiums, der Päpstliche Zeremonienmeister mit zwei Zeremoniären und zwei Ordensleuten der Päpstlichen Sakristei; ein Kleriker als Assistent des Kardinaldekans. Zudem sollen einige Ordenspriester verschiedener Sprache für die Beichte zugegen sein, ferner zwei Ärzte für eventuelle Notfälle. Zudem muss für Tisch- und Putzpersonal gesorgt sein.